Eine akute traumatische Erfahrung – Was gibt es zu wissen, was zu tun?

Akute traumatische Erfahrung – richtig handeln

Nach einer traumatischen Erfahrung beginnt die Verarbeitung!

Genau wie auf der körperlichen Ebene bei einer Verletzung sofort die Selbstheilungsprozesse beginnen, z.B. das Immunsystem aktiv wird und Prozesse in Gang kommen, die eine Verletzung heilen, genauso aktiviert sich bei traumatischen Verletzungen ebenfalls ein Heilungsprozess.

Alle Menschen sind mit Selbstheilungsmechanismen ausgestattet, das ist nichts, das nur Ärzten oder Therapeuten vorbehalten ist!

Ich beschreibe im Folgenden, wie sich diese Heilprozesse nach einer traumatischen Situation zeigen kann:

Es gibt keinen festen Ablaufplan für diese Prozesse, das heißt also bei jedem Menschen verhält es sich anders. Es wird aber IMMER ein innerer Prozess in Gang gesetzt, um mit dem überfordernden Erlebnis zurecht zu kommen. Ich betone dies deswegen so, damit ein Verständnis entsteht, dass die nun folgende Aufzählung ganz normaler Ausdruck von Selbstheilung ist, die so auch erlebt werden soll und darf. Im Zusammenhang mit einer überwältigenden Erfahrung sind es normale, gesunde und gesund machende Reaktionen:

  • Viele Menschen – nicht alle – werden erst einmal innerlich kalt und starr. Das ist eine normale Reaktion!! So reagieren z.B. viele nach einem Unfall erst einmal ohne emotionale Reaktion. Erst im späteren Verlauf des Heilungsprozesses tritt die gefühlsmäßige Verarbeitung ein.
  • Meist folgt eine Phase, in der Betroffene sehr viel an die belastende Situation  denken müssen. Oft überfallen einen die Gedanken regelrecht und man kann sie nur schwer loslassen. Dies ist ein ganz normaler und wesentlicher Prozess, der zur Verarbeitung dazu gehört. Oft hat man hier auch viel Bedürfnis zu reden – reden Sie! Vielleicht träumen Sie auch viel oder haben Alpträume. Auch dies ist ein natürlicher Prozess, das Gehirn verarbeitet über das Träumen nachts das Erlebte.
  • Das Verarbeiten geschieht zum größten Teil im Unterbewussten, so dass man nicht viel dafür tun muss. Folgen Sie Ihren Impulsen zu reden oder sich zurückzuziehen, damit unterstützen Sie die Verarbeitung.
  • Das Dichtmachen, das Sich –Zurückziehen –Wollen, das Vermeiden von allem, was mit der traumatischen Erfahrung zusammen hängt oder zusammen hängen könnte, ist ebenfalls normal und nichts Krankhaftes. Auch ein Gefühl von wie-ein-Zombie-Sein gehört zu den Varianten, wie sich zeigt, dass der Organismus eine extrem belastende Situation verarbeitet.
  • Oft empfindet man irgendeine Art von sich-schuldig-fühlen oder man klagt sich selbst für etwas an. Auch diese Gefühle und Gedanken können zur Verarbeitung dazu gehören.

Wie lange dauern die Verarbeitungsprozesse?

Diese Verarbeitungsprozesse dauern in der Regel 2 – 8 Wochen, manchmal auch bis zu einem halben Jahr. In dieser Zeit sind all diese Reaktionen völlig normal. Jeder Mensch hat seinen eigenen Rhythmus, diese Phasen zu durchlaufen und jeder Mensch braucht seine ganz individuelle Verarbeitungszeit.

Was, wenn die Symptome nicht von alleine weniger werden?

Während die oben genannten Symptome innerhalb der ersten Wochen – bis zu einem halben Jahr – ganz normal sind, so zeigen sie über diese Zeit hinaus an, dass bei der Verarbeitung Unterstützung nötig sein könnte.

Wenn der Verarbeitungsprozess nicht zu einem Ende kommt, die traumatische Situation also nicht verarbeitet und integriert werden kann, dann gehen diese Prozesse weiter und werden zu Symptomen. Hier sollte ein Spezialist für Traumatherapie gefragt werden, ob eine traumaspezifische Therapie anzuraten ist, oder wie der Verarbeitungsprozess gezielt unterstützt werden kann.

Ab wann sollte man sich spezialisierte Hilfe von Außen holen?

  • Wenn das Erlebte den Alltag soweit beeinflusst, dass man ihn nicht mehr meistern kann
  • Wenn man nicht zur Ruhe kommt, weder tagsüber noch nachts
  • Wenn sich das Erlebte immer und immer wieder im Kopf wiederholt
  • Wenn Sie unsicher sind, ob das, was Sie erleben, „normal“ ist

Wie kann ich mich als Angehöriger förderlich verhalten?

  • Ruhe geben – Ruhe vermitteln
  • Sicherheit vermitteln und nach dieser Chaoserfahrung eine zeit lang Struktur übernehmen
  • Ablauf der nächsten Stunden und Tage klären oder organisieren
  • Rückzugbedürfnis gewähren und in Ruhe lassen, wenn das gewünscht ist
  • Für Redebedarf zur Verfügung stehen, wenn dies gewünscht ist. Mit Redebedarf ist dies wörtlich zu verstehen: Reden und erzählen lassen. Bitte nicht bagatellisieren oder Dinge weg reden, nur weil sie selbst schwer zu ertragen sind
  • sich informieren, wie man hier optimal unterstützt und ab wann fachliche Hilfe angezeigt ist

Was kann ich Ihnen anbieten?

  • Bei einer akuten Traumatisierung können Sie mich aufsuchen, damit ich Ihnen mit stabilisierenden Maßnahmen die Unterstützung anbiete, die Sie schneller verarbeiten und regenerieren lassen
  • Zudem können Informationen darüber, was hier mit Ihnen am passieren ist und was alles zu den normalen Reaktionen auf unnormale Erfahrungen zählt, sehr entlastend sein
  • Wenn Sie ein nahestehender Mensch sind, gebe ich Ihnen gerne konkrete Informationen und vermittle Ihnen stabilisierende Maßnahmen, die den akut Traumatisierten bestens unterstützen werden – und wie Sie sich selbst dabei nicht vergessen

Lesen Sie bitte hier weiter, wenn Sie mehr über traumaspezifische Therapiemethoden lesen möchten.


Wenn Sie Fragen zu einer akuten Traumatisierung haben oder wenn Sie selbst bzw. Ihnen nahestehende Menschen betroffen sind und Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen möchten,  dann schreiben Sie mir hier gerne eine E-Mail oder rufen Sie mich direkt an: 06252 – 674 880.