Bindungstrauma verheilen und überwinden

Wenn ein Mensch auf die Welt kommt, ist er existentiell darauf angewiesen, dass andere Menschen ihn ins Leben begleiten. Wir sind also im höchsten Maße soziale Wesen – und daher im Zwischenmenschlichen auch besonders verletzbar und verwundbar.

Ein Bindungstrauma kann durch Folgendes entstehen:

  • Gewalterfahrungen – also durch körperliche Gewalt, sexualisierte Gewalt (auch „nur“ durchs Schlüsselloch beobachtet werden ist eine Form von Gewalterfahrung), emotionale Gewalt, psychische Gewalt und auch verbale Gewalt, also Beleidigungen, Abwertungen, Verachtungen und Entsprechendes
  • Früher Verlust eines oder beider Elternteile
  • Vernachlässigung – das kann sowohl die körperliche Versorgung betreffen, wie auch emotional nicht wahrgenommen bzw. allein gelassen oder geistig nicht angeregt werden, aber auch das Nicht-Vermitteln von Lebensfähigkeiten bis hin zur massiven Ignorierung
  • Überfürsorgliche Bindungserfahrungen, so dass man sein Eigenes nicht selbstständig und angstfrei entwickeln kann
  • Ambivalente Bindungserfahrungen – hier bekam das Kind zwar Zuneigung und Versorgung von den Eltern, wusste aber nie, warum oder für wie lange, und wann es wieder abgestellt wird. Hier konnte man der Liebe nicht trauen und sich in ihr entspannen
  • Desorganisierte Bindungserfahrungen – hier war ein Elternteil furchterregend oder übermäßig chaotisch; oder Verhaltenssprünge waren plötzlich und extrem, erschreckend und verwirrend
  • Ein Bindungstrauma kann auch durch eine frühe Trennung von den Eltern entstehen, beispielsweise durch einen längeren Krankenhausaufenthalt verbunden mit einem (früher üblichen) Besuchsverbot

Was allen Bindungstraumatisierungen zugrunde liegt, ist, dass es kein einzelnes traumatisches Ereignis gibt, wie das z.B. bei einem Schocktrauma der Fall ist, sondern dass es sich hier um eine längere belastende Lebensphase mit Wiederholung handelt. Und manchmal kennt man die Welt gar nicht anders.

Man spricht hier auch von einem so genannten Komplex-Trauma oder Typ II – Trauma. Dieses entsteht durch wiederholte oder über lange Zeit andauernde  Traumatisierungen in Kindheit und Jugend.

Daher kann man hier nur eingeschränkt mit Traumatherapien arbeiten, die eher so genannte einfache Traumatisierungen behandeln, wie z.B. EMDR. Von einfache Traumatisierungen spricht man, wenn die Ursache ein singuläres Ereignis war, wie z.B. ein Unfall oder ein Wohnungseinbruch.

Bindungstraumata haben vielfältige Folgen. So können aus früheren Verstrickungen lebenslange gegenseitige Abhängigkeiten entstehen und ein eigenes autonomes Leben mit stabiler Partnerschaft, eigener Familie und erfüllendem Beruf kann schwerer verwirklicht werden.

Eine Störung im Bindungsverhalten kann sich wie folgt zeigen:

  • Sie finden keinen Partner, trennen sich dauernd oder werden verlassen
  • Sie quälen Verlustsängste, für die Sie keine Erklärung haben, sobald Ihr Partner sich Raum für sich nimmt
  • Sie ziehen es vor, allein zu sein und meiden Menschen
  • Sie bekommen Panik, wenn sich jemand annähert
  • Sie haben Angst vor Zurückweisung, sobald sie in Kontakt gehen
  • Sie wurden zu oft verletzt, trauen keinem über den Weg
  • Sie sehnen sich nach Intimität und stoßen gleichzeitig den Partner von sich
  • Sie können nicht mit und nicht ohne Partner leben
  • Es ist nie genug Nähe, Liebe, Bestätigung … wie ein Fass ohne Boden
  • Sie haben starke Fluchtimpulse, sobald sie unter Menschen sind
  • Sie fühlen nichts, haben keine Bedürfnisse
  • Sie verlieren sich im Gegenüber, können keine Grenzen spüren/setzen
  • Sie fühlen  sich wie ein(e) Fremde/r auf diesem Planeten
  • Sie verlieren sich im Gegenüber, können keine Grenzen spüren/setzen
  • Sie fühlen  sich wie ein(e) Fremde/r auf diesem Planeten

Heute gibt es eine Vielzahl von spezifischen Methoden, die gezielt und achtsam mit bindungstraumatischen Erfahrungen arbeiten können. Ich zähle Ihnen hier die auf, in denen ich ausgebildet bin und Erfahrungen habe:

Dieses Angebot passt besonders gut, wenn Sie:

  • sich in engen Beziehungen immer wieder überfordert oder überangepasst fühlen
  • Nähe oder Distanz als „zu viel“ erleben
  • große Schwierigkeiten haben, sich selbst zu regulieren, wenn Sie allein oder in Konflikt sind
  • sich oft emotional abhängig oder unsicher fühlen
  • merken, dass Sie sich nicht „wirklich zeigen“ können, auch wenn Sie es sich wünschen
  • eine tiefe Sehnsucht nach Verbundenheit verspüren, aber auf Beziehung oft mit Rückzug, Angst oder Überforderung reagieren
  • nicht nur über Ihre Probleme sprechen, sondern spürbar etwas in sich verändern möchten

Das kann sich für Sie so anfühlen:

  • Sie reagieren gelassener auf Nähe, Distanz oder emotionale Auslöser
  • Sie entwickeln neue Sichtweisen auf Ihr Beziehungsverhalten
  • Sie erleben sich als stabiler, klarer und weniger fremdgesteuert
  • Sie gewinnen mehr Selbstempathie und emotionale Sicherheit
  • Sie fühlen sich innerlich stabiler und fühlen sich weniger „falsch“
  • Ihr Nervensystem kann sich neu orientieren, weniger Alarm, mehr Ruhe
  • Sie können Nähe besser zulassen, ohne sich selbst zu verlieren
  • Sie gewinnen mehr Selbstempathie und Selbstregulation

Häufige Fragen

Muss ich mich an etwas erinnern, um daran arbeiten zu können?
Nein. Es reicht, wenn Sie heute merken, dass bestimmte Reaktionsmuster oder Beziehungsthemen Sie belasten oder einengen. Wir arbeiten mit dem, was jetzt da ist, Schritt für Schritt und in einem Tempo, das zu Ihnen passt.

Wie viele Sitzungen brauche ich?
Das ist individuell sehr unterschiedlich. Für manche Menschen reicht ein überschaubarer Zeitraum, um Klarheit und Entlastung zu gewinnen. Andere wünschen sich eine etwas längere Begleitung, um stabil neue Wege im Beziehungserleben zu verankern. Wir besprechen das gemeinsam.

Wenn Sie Fragen zu Bindungstrauma habe oder gerne einen Termin vereinbaren möchten, dann schreiben Sie mir hier eine E-Mail oder rufen Sie mich direkt an: 06252 – 674 880 .